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AutorenbildAndrea Fehringer

Im Glashaus nicht mit Worten werfen


 

Mit der Sprache zu spielen, will geübt sein. Dabei ist jeder Unsinn erlaubt. Heute geht es um Phrasen.


Je mehr Phrasen in einem Text, desto weniger sagen sie aus. Um es auf die Spitze zu treiben, belauschen wir ein Tischgespräch zwischen zwei Phrasendreschern. Von Andrea Fehringer und Hermann Herunter.


Sie: Der Gentleman genießt ohne Reue und schweigt in sieben Sprachen. Das ist päpstlicher als nicht von Pappe.

Er: Du bist verstimmt über des Pudels hartes Körnchen?

Sie: Da will einer das blaue Wunder vom Himmel herunterlügen mit seinen kurzen Beinen, die vom Kopf bis zu den Zehen nicht Hand und Fuß haben, aber überall die langen Finger drin.

Er: Wie man’s halt so um die eigene Achse dreht und am laufenden Fließband zum Bösen wendet. Aber Reden sind 30 Silberlinge und Schweigen hat Gold, das glänzt in aller Munde.

Sie: Wann immer sich jemand mit einem Bein im Grabe umdreht, stinkt irgendwas zum Himmel auf Erden. Die Geier nehmen ihre zwei Beine unter die Arme im Geiste und reißen sich die Haxen aus, um die blinden Hendln über Kimme und Korn zu scheren. Alles Lug und so trügerisch.

Er: Wer mit der Kirche ums Kreuz des Herrn Schlitten fährt, ist auf halbem Holzweg schon am Ziel vorbeigeschossen.

Sie: Warum so fern der Heimat nach dem Haar auf den Zähnen so einer armen Haut suchen? Das Ende fängt schon mit dem Nagel auf dem Kopf an, dem Fischer in den Kinderschuhen steckenzubleiben.

Er: Wer von uns tut alles, was ihn nicht billig zu stehen kommt, für die Katz, die das Mausen nicht in die Falle gehen lässt? Du hast leicht Kirschen essen mit dem Garten Eden als Nachbars Spielwiese.

Phrasen sind nicht das Gelbe vom Ei.

Sie: Mal keine Märchenonkel an die Wand, durch die ein Kamel nicht um die Burg aus dem letzten Loch pfeift, bis es über den Bach den Jordan runtergeht.

Er: Sie kennen den Stab in ihrer weißen Westentasche nur zu gut, um ihn über ihren Schäfchen zu brechen, die auf dem Trockenen auf Godot warten.

Sie: Statt dem steten Tropfen auf den heißen Stein der weisen Vorsehung, sollten sie ihnen bis zum jüngsten Gericht nur reinen Wein hinter die Binde gießen. Immerhin ist der Pokal mit dem Aal glatt an ihnen vorüber zum Brunnen vor dem neuen Tore zur weiten Welt gegangen.

Er: Da sind sie selig und geben mir nix dir nix. Außer den Scherben, die dem Glück den Boden unter den Füßen im Fass wegziehen.

Sie: Und die halten sie als bare Kehrseite der Münze jedem mit der langen Nase vors Gesicht, der den Feind zum Überlaufen bringt.

Er: Weh dem, der zuletzt im Boot mit langen Zähnen die schlafenden Hunde in den eingezogenen Schwanz beißt, bis ihm die Engelszunge aus dem vollen Hals heraushängt.

Sie: Wie man mit vier Fäusten im Nacken das Amen im Stoßgebet in den Wald schreit, so kommt alles Gute von oben nach Strich und an einem seidenen Damoklesschwert hängend zurück in die Zukunft.

Er: Der Wille ist ein starkes Stück Arbeit, aber der Pfahl im Fleisch hat bis über beide Ohren Dreck am Stecken.

Sie: Niemand ist eine einsame Insel, auf der die Seligen eine Träne aus dem Knopfloch in den Ozean der Gefühle gegen den Wind über Bord spucken.

Er: Der Teufel holt den Gerechten im Schlaf auf den Boden der nackten Tatsachen, und des holden Knaben lockiges Wunderhorn macht den Brüdern im Geiste auf Freiersfüßen die großen Augen nass.

Sie: Biblisches Alter, wie es den Kindern der Nacht auf den Tod nicht gefällt, ist selten das gelbe A & O vom Ei des Columbus. Da lässt sich kein gemachter Mann ein X für ein Unding vormachen.

Er: Der Pfarrer predigt auch nur, einmal ist keinmal werden alle Menschen arme Sünder, die auf der Alm den Ochsen einen guten Mann sein lassen.


Sie: Und zwar so jenseits von Wohl oder übler Nachrede, dass sogar der Spatz auf dem Dach der Taube den Marsch bläst.

Er: Und alle vereinen sich in trauter Einsamkeit mit Abrahams Schoßhund zu einem Rudel tollwütiger Maul- und Klauenhelden, die den Sieg auf den reifen Früchterln der Lorbeeren davontragen.

Sie: In letzter Ruhe vor dem Sturm auf die Bastille der Moral weiß man von der Geschicht nicht mehr, wohin man sich mit all diesen Worten sagen wollte.



Tipp: In Folge 3.5 findest du eine Übung um Phrasen in deinen Texten zu vermeiden.

Viel Erfolg!

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