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Fast Italienisch


 

Mit der Sprache zu spielen, will geübt sein. Jede Art von Unsinn ist dabei erlaubt. Zum Beispiel dieser...

Sie sind in Italien und verstehen jedes Wort. Sie wissen nur nicht, was es auf Deutsch heißt. Ein Tischgespräch in Rom zwischen Andrea Fehringer und Hermann Herunter.


Ein Gast (vom Nebentisch): Piccolo!

Sie: Das sind ja feine Sitten, ich dachte, wir sind in einem wirklich guten Ristorante, stell dir vor, er ruft einen Kellner im Sacher: He, Kleiner!

Er: Der hat doch nur eine kleine Flasche Sekt bestellt.

Sie (seufzt): Ich brauch jetzt einen Aperitivo. (Zum Kellner): Garçonniere!

Er (sie übertönend): Carabinieri!

Ein einheimischer Gast (korrigierend): Scusi, Signore: ca-me-ri-er-e.

Sie (halb pikiert, halb geschmeichelt): Welches Schlafzimmer? Ich muss doch sehr bitten.

Er: Shrimps, Hasi, er will nur Riesen-Garibaldis essen. Und ich hab jetzt auch Hunger. Gib mir die Speisekarte, Bellissima, du kennst dich da sowieso nicht aus.

Sie (reicht ihm leicht verstimmt die Karte): Gib nicht so an, nur weil du darstellende Geometrie in der Schule gehabt hast.


Er (nach dem ersten Überfliegen der ihm völlig unbekannten Gerichte): Uova sode con maionese? Traubi-Soda mit Mayonnaise? Pfui Teufel.

Sie: Da ess ich noch lieber einen Truthahn mit Nougatfüllung. Lass mich mitschauen.

Er (bereits über jede Hilfe dankbar, zeigt ihr die Karte): Brodo di pollo, auf Pollen bin ich allergisch, und dieses ewige Weißbrot hängt mir zum Hals heraus.

Sie: Das wär was für dich: Zuppa di Zucca, Zuckersuppe, du hast doch so einen perversen Geschmack auf alles Süße.

Er (erfeut): Und das ist was für dich, Schatz: Charlotte alla russa, orthodoxe Zwiebeln ohne nix, keine Kalorien!

Sie: Capriolo in salmì, steht unter piatti forte. Eine Salami als Hauptspeise, und dann noch sauteurer.

Er: Wir bestellen einfach alles der Reihe nach durch.

Sie: Gut, aber den Trippa kriegst du.

Er (winkt erneut, aber diesmal wortlos den noch immer ausständigen Ober heran).

Sie (versunken vor sich hinmurmelnd): Baccala, ich glaub, ich bin in einem japanischen Casino.

Er (bestellt für sie): Pranzo a lume di candela … für dich, als Vorspeise.

Sie (haucht zärtlich): Ti vongole tanto bene!

Er (ganz Kavalier): Glaubst du, wissen die, dass ich eine Vista-Card habe? (Der Cameriere kommt, er bestellt.)

Sie: Hoffentlich kommt das bald. Mir ist schon ganz schlecht.



Er: Und nachher, mein Engel, machen wir einen kleinen Bummel auf der Via Vendetta, genehmigen uns noch irgendwo einen kleinen Amarezza, und vielleicht finden wir auch noch den einen oder anderen Gigolo für die Vitrine.

Sie: Dann in eines dieser kleinen, schummrigen Tappezzerias mit den bordellroten Tischtüchern, wo sie a capello singen …

Er (einem Gefühl aus dem Unterleib folgend): Ich glaub, wir pfeifen aufs Composta und gehen avanti.

Sie (mit einer drei Oktaven tieferen Stimme): Ja, Liebling, das Aldente ist hier ohnehin nicht das Salsa in der Ministrante. Hast du gesehen, wie dreckig das Bistecca ist?


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