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ICHSCHREIBE-Schützling erzählt: Vom Schreibkurs zum Verlag


 

Heute möchten wir uns zurückhalten und stattdessen unsere Schülerin zu Wort kommen lassen. Sie war seit den ersten Stunden unserer digitalen Schreibakademie dabei und hat uns bis heute begleitet. Umso mehr freuen wir uns, dass sie mittlerweile ihr Buch fertig und ein Verlag sie unter Vertrag genommen hat.


Ihr Name ist Evelyn Andergassen, ehemalige Lehrerin und gebürtige Südtirolerin. Ihr Schreibstil ist zum Weinen schön. In kurzen, einfach Sätzen vermittelt sie so viel Emotion und Tiefe, wie ganze Bücher es oft nicht können. Ein verborgenes Talent, das endlich ausgebuddelt wurde.


Wir sind stolz mit ihr den Weg zum eigenen Buch gegangen zu sein. Und jetzt sind wir still und lassen unseren Schreibschützling erzählen.



 

Die Arschbombe


Eure erste Übung, das war eine Initialzündung: „Halte den Atem so lange an, bis du nicht mehr kannst. Dann: ausatmen. Hole Luft, bevor du blau anläufst, du lernst hier Schreiben, nicht Perlentauchen. Was ist in diesen paar Minuten passiert? Welche Gedanken sind dir durch den Kopf gesaust? Was immer es war, schreibe es auf. Es kann ein Satz oder eine ganze

Geschichte sein.

Ich hielt die Luft an, und dachte an gar nichts, der Kopf war leergefegt. Dann stieß ich sie wieder aus. Und schrieb drauflos. Aber nicht auf die übliche, stromlinienförmige Art. Vielleicht war‘s die originelle Übung, oder es war mir einfach nur zu heiß für die gewohnte Maniküre (Schneiden, Feilen, Polieren, Lackieren und nochmals Lackieren), die ich sonst rigoros jedem Wort, jedem Satz angedeihen ließ. Jedenfalls schrieb ich an jenem Nachmittag im August 2019, als der Sonnenlöwe fauchend seine Tatzen durch die Lamellen des heruntergelassenen Rollos schob: „Heiß ist's im Haus, und still. Mir fällt überhaupt nichts ein. Blanke Kiesel im Kopf. Und jetzt piept die Waschmaschine. Raus mit der verbrauchten Luft.“ Hieb auf die Entertaste. Ließ die Sätze los, und die rasten schnell wie der Wind nach Wien zur Schreibakademie.


Nun sitz ich zweieinhalb Jahre später auf demselben Stuhl vor demselben Computer. Auch diesmal halte ich den Atem an. Aber nicht wegen einer Schreibübung. Ich habe Post bekommen, das lang erwartete E-Mail vom Verlag ist da. So, denk ich mir, jetzt ist’s soweit. Ich zögere, es zu öffnen, komme mir vor wie damals als Kind, als ich mich im Freibad aufs Sprungbrett wagte. Und dann mit zitternden Beinen oben stand, in die Tiefe unter mir starrte und dachte, das schaffe ich nie. Bis mich aus dem Nichts heraus ein Schwung funkelnden Wagemuts erfasste. Ich hielt mir die Nase zu und sprang, zusammengerollt wie ein Fötus. Das Wasser schlug spritzend über mir zusammen und gab mich sofort wieder frei. Ich tauchte auf und schnappte selig nach Luft: Meine erste Arschbombe.

Und genauso ergeht es mir jetzt, als ich endlich den blauen Punkt anklicke und damit von einer Höhe ins Wasser springe, die mich schwindelig macht wie damals in den Kindertagen. Und siehe da, auch diesmal lege ich eine fette, glückliche Arschbombe hin. Die Lektorin schreibt nämlich: „Ich habe Ihr Manuskript gelesen und würde gerne das Buch mit Ihnen machen!


Ich weiß nicht, was genau passiert ist mit mir in diesen zweieinhalb Jahren, in denen ich in eurer Begleitung zuerst meine Texte und dann mein Buch geschrieben habe, aber plötzlich war das Geröll weg, all die Wurzeln und Baumstümpfe, die den Wasserlauf verstopften. Und der Bach konnte ungehindert zu Tal fließen, seinen Fluss suchen und dann sein Meer. Seiner Bestimmung folgen.


Ihr von der Schreibakademie wart ein großartiges Team von ... ja, Waldarbeitern, in meinem Fall. Ihr habt mir geholfen, die größten Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Der bemooste Granitklotz da zum Beispiel, den ihr mit dem Caterpillar zur Seite gewuchtet habt, hat mir mit seinem Gewicht fast ein Leben lang das Selbstvertrauen abgedrückt. Als er dann weg war, konnte meine Liebe zum Schreiben endlich fließen.

Aber auch als das tropfende Rinnsal zum munteren Bächlein wurde, hatte ich nie das Gefühl, auf mich allein gestellt zu sein. Ich wusste immer, da gibt es jemanden, der meinen Lauf im Auge behält und zusieht, dass er nicht wieder in tausend Rinnsale versickert.


Meine Damen und Herren von der Schreibakademie, ihr habt bei der Betreuung eurer Schreibenden einfach ein feinfühliges, ja therapeutisches Händchen. Und eure Formel im Spannungsfeld zwischen Herausforderung und Unterstützung ist großartig: Ich glaube, dass jeder und jede Teilnehmende im Verlauf des Schreibseminars in Fluss kommt. Und dann lernt, seine Strömungen zu bündeln und in Bahnen zu leiten.

Und ganz draußen wartet immer das glitzernde Meer.


Während ich jetzt von Bächen und Flüssen schreibe, schleicht sich aus irgendeiner finsteren Ecke meines Gehirns der fiese, kleine Gedanke heran, die Lektorin wird mir gleich eine Mail schreiben, es täte ihr schrecklich leid, sie hätte mich mit jemand anderen verwechselt.


Caterpillar!


 

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