Während der Beistrich sich zu Tode fadisiert, weil ihn keiner mehr benutzt, weiß der Apostroph vor lauter Überlastung selbst schon nicht mehr, wo er hingehört.
Neulich war Vatertag, da wurde ein Apostroph auf Papas’s Party gesehen. Fast hätte man auf ihn verzichtet, aber im letzten Moment hat man ihn dann doch noch hineingequetscht.
Ähnlich ambitioniert: Mann kanns’ trinken. Tja. Möglicherweise hat da schon jemand damit angefangen. Naja, vielleicht klappt’s ja, wenn er wieder nüchtern ist.
Auf der Tafel eines kleinen Imbissladens werden im Übereifer Wrap’s, und Snack’s angeboten.
Etwas überschäumend sind dort die Milchshake’s.
Der wahre Appetithappen sind die Sandwiche’s. Über die geht nichts drüber.
Ein Elektrogroßmarkt preist auf einem Plakat auf seine Kamera’s, Handy’s und CD’s an. Der Mehrzahl der Kunden wird das nicht aufgefallen sein.
Dieselben Kamera’s, Handy’s und CD’s finden sich übrigens auch auf dem Schild einer renommierten Buchkette. Hat auch dort niemanden tangiert.
Apropos Mehrzahl. Bei der Sommeraktion, die jeden Donnerstag Stelzen ankündigt, ist jemand über die eigenen Beine gestolpert. Auf dem dazugehörigen Plakat ist das der Haxn’n Tag.
Wird nur noch von der Leberkä's-Semmel übertroffen.
Bei einem Supermarkt gibt’s Anana’s aus Costa Rica.
In Hamburg entdeckte jemand etwas ganz Feines. In einem Schaufenster war zu lesen: Charakteristische’s Marke Unique Personality Cosmetic.
Wird sich am 14. Februar vor drei Jahren trotzdem blendend verkauft haben.
Da war andernorts zu lesen: Sonntag’s ist Valentin’stag.
Auch nicht schlecht: Apre’s Ski Party.
Oder: Dr.’s Plank Arzt-Praxis.
Und: Das Internet-Caf’e in Berlin-Neukölln.
Bei einem Open Air-Event stellte man 3 Tage, 5 Künstler, 1 gmah’te Wiesn in Aussicht. Dass die Wiesn kein Apostroph bekommen hat, war sicher ein Versehen.
Bei Andree’s Autowerkstatt wechselt man in der angegebenen Aktion’s Zeit von Sommer auf Winterreifen.
Und auf einem Dorfbrunnen in Tirol reicht die Grammatik nicht so recht an die Weisheit heran: Wasser ist nicht alles – aber alles ist nicht’s ohne Wasser .
Früher lungerte der Apostroph in Elfi’s Beis’l oder auf Rudi’s Platz’l herum. Das waren noch Zeiten. Seither hat sich sein Arbeitspensum dermaßen erhöht, dass der kleine Strich in der Textlandschaft kurz vorm Burnout steht. Was niemanden davon abhält, ihn weiterhin hemmungslos einzusetzen.
Auf die Art hat der Apostroph es zum meistbeschäftigten Satzzeichen gebracht, und er leidet darunter. Einmal unter dem enormen Arbeitseinsatz, aber vor allem unter der Demütigung, die damit verbunden ist. Die Ahnungslosigkeit der Leute hat ihm schon den Spitznamen Deppen-Apostroph eingebracht. So heißt auch die Website, auf der wir all die Beispiele gefunden haben.
Weil man mitunter selbst als Kenner der Apostroph-Regeln ganz verwirrt ist, hier noch ein kleiner Überblick:
Eine Faustregel ist: Apostrophe ersetzen meistens den Buchstaben »e«, in seltenen Fällen das »i«. Kein Apostroph gehört daher bei: Ins; fürs; unterm; Platzl; Schnitzl; Unruh; runter
Apostrophe gehören bei: g’fragt; g’scheit; G’schicht; Freud’scher Versprecher; war’s; hat’s; kommen S’ rein
Kein Apostroph gehört bei Umgangs- oder alter Sprache: ich hab keinen Bock oder die innere Ruh
Kein Apostroph gehört bei Imperativen: hol mir bitte …
Kein Apostroph gehört beim Genetiv: Jacquelines Beisl; Andreas Freundin ist wie sie Mutter
Ein »s« am Ende eines Namens verlangt einen Apostroph: Clemens’ Auto; Andreas’ Freundin trägt seine Uhr.
Tipp: Mehr zu Satzzeichen und Abkürzungen findet ihr in unserem Blog: https://www.ichschreibe.at/post/ein-paar-schreibtipps
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