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5 Mythen beim Buchschreiben, die verhindern, dass dein Buch fertig wird


 

Ein Buch schreibt sich nicht einfach so. Es purzelt nicht einfach aus dem Computer, nur weil man sich einmal vor ihn hingesetzt und drauflos getippt hat. Und doch hoffen viele, dass es bei ihnen sehr wohl so gehen könnte. Der Hoffnungslauf zeigt in den meisten Fällen, dass ein Buch so nicht auf die Welt gebracht werden will. Man schreibt sich Buchstabe für Buchstabe ins Chaos.


Sicher, es gibt Autoren auf dieser Welt, die es schaffen, ihr Buch in einem runterzuschreiben. In einer Art Sturzgeburt. Aber üblicherweise gelten für unsere geistigen Babys ähnliche Naturgesetze wie für echte Geburten. Erst wird eine Idee gezeugt, dann geht man eine Zeitlang schwanger damit und entwickelt sie, und dann bringt man sie unter Wehen ans Licht der Welt.

Bloß die Dauer jedes Stadiums unterscheidet sich ein bisschen von der Entstehung eines Menschen. Bei Büchern hast du da mehr Möglichkeiten. Mal brauchst du für den Zeugungsakt ein paar Monate, für die Schwangerschaft nur zwölf Wochen, dafür liegst du sieben Monate in den Wehen. Und das gilt für alle Geschlechter. Bücher haben nicht nur einen Vater des Gedankens, aus dem sie entstehen, oder eine Mutter, die den anstrengenden Rest erledigt. Die Welt der Bücher ist so divers, wie es die wirkliche nie sein kann.

Solltest du nun zu dem einen Prozent der Sturzgebärenden gehören, dann gratulieren wir dir. Solltest du zu den 99 Prozent aller Autoren zählen, die das Handwerk des Buchschreibens erst lernen müssen, gratulieren wir dir auch. Denn mit diesem Blog bist du auf dem besten Weg, dein Buch auf die Welt zu bringen.

Wir sind bei der ganzen Sache, um noch einen Augenblick bei diesem Vergleich zu bleiben, die Hebammen. Wir begleiten Menschen, die mit einem Buch schwanger sind und helfen bei der Geburt. Und das seit mehr als zwanzig Jahren. Wir machen es aus Leidenschaft, weil wir selbst schon so oft in den Wehen zu einem neuen Buch lagen. Oft genug waren wir Ghostwriter, also so etwas wie Leiheltern, mittlerweile haben wir 54 Kinder. Und einen ganzen Stall an Babys, die mit unserer Hilfe geschlüpft sind.


So, und jetzt ist es genug mit den Baby-Vergleichen. Denn vom Augenblick der Geburt an hängt das Bild nämlich schief. Im Gegensatz zu echten Babys kommen Bücher sozusagen als Erwachsene auf die Welt. Sie sind fertig, groß, von jetzt an alterslos, da tut sich nichts mehr in der Entwicklung. Alles, was sie für ihr Dasein in der Literaturwelt brauchen, muss also vorher erledigt werden.

Das heißt: Man darf sämtliche Fehler machen, man muss sie nur rechtzeitig erkennen.


Es lauern viele Fallen auf dem Weg zum fertigen Buch. In unserer langjährigen Erfahrung sind wir ihnen allen begegnet, in viele davon sind wir selbst gestolpert. Wir kennen jeden Irrweg, der nicht zum Ziel führt, jede Abbiegung in jede Sackgasse, und das in jedem Stadium, in dem man als Autor, als Autorin steckt. Aber wir wissen jetzt auch, dass man aus all diesen Fallen wieder herausfindet. Gute Nachricht, oder?

Wir haben für euch die 5 Mythen zusammengetragen, die sich als die größten Verhinderer auf dem Weg zum eigenen Buch hervorgetan haben. Die am häufigsten zwischen dir und deinem Buch stehen. Die dir den Glauben an dich und dein Buch nehmen können. Und die das Zeug haben, dich von deinem Ziel tatsächlich abzubringen.

Kenne den Feind, heißt es immer, dann weißt du auch, wie du ihm ausweichen, ihn in die Flucht schlagen oder ein für allemal ausradieren kannst.

Bitte sehr, hier sind sie, die Feinde auf dem Feld der Buchstaben.

Was steht zwischen dir und deinem Buch: die 5 Mythen, die verhindern, dass du fertig wirst:


1. Ich setz mich einfach hin und fang an zu schreiben.


Wer ist gefährdet? Alle.

Denn alle Autoren haben eine gemeinsame Wunschvorstellung: Ich setze mich hin und verfalle ab meinem genialen ersten Satz in einen Schreibflow, der mit dem letzten Satz endet.

Schön, nicht? Auch wir würden gern so arbeiten.


Warum das nicht zum Ziel führt? Weil du dich nach spätestens 100 Seiten verfranst hast, das Manuskript, wenn du Pech hast auch den Computer, in die Ecke schleuderst und dein Buch eben nicht schreibst.

Sind übrigens keine Schätzung, diese 100 Seiten, sie sind Erfahrung. Fast alle, die mit einem bereits begonnenen Buch zu uns kommen, gerieten nach 100 Seiten ins Stocken, wenn sie Glück hatten schon nach 80. Ja, Glück. Denn je eher du bemerkst, dass du schon einige Zeit vom Weg abkommst, desto besser. Manchmal kannst du noch die paar Meter zurückgehen und an der richtigen Stelle wieder auf die Straße zum Erfolg einbiegen. Meistens aber heißt es: ganz zurück zum Start.

Also: Schreiben beginnt im Kopf. Mach dir einen Plan, dann beginne zu schreiben.


2. Ich brauche keinen Plan, ich lass mich gern überraschen.


Wer ist gefährdet? Alle, die keinen Fantasy-Roman schreiben.

Direkt von der Idee wegzuschreiben, sich treiben zu lassen und zu schauen, wo einen die Kreativität anschwemmt, ist eine wunderbare Schreibmethode. Du kannst Seite für Seite füllen und dich an deinen großartigen Einfällen freuen. Und immer, wenn deine Protagonisten in die Bredouille kommen, ziehst du einen Zaubertrank aus der Tastatur und schickst deine Helden ins nächste Abenteuer. Ob sie das je an irgendein Ziel ihrer Heldenreise führt, denn die braucht auch ein Fantasy-Roman, ist fraglich.

Warum bist du damit nicht gut beraten? Weil du entweder nirgends ankommst oder dort, wo du ankommst, nicht hinwolltest, und dein Buch eben nicht schreibst.

Wenn du dir nicht vorher die Prämisse überlegst, die Botschaft, die du in deinem Buch verfolgen und in die Welt blasen willst, beginnst du womöglich mit einem kritischen Gesellschaftsroman, dessen Thema dir am Herzen liegt, und findest dich auf Seite 100 in eine bloße Liebesgeschichte verschlagen, die dir irgendwie zwischen die Zeilen gerutscht ist.

Also: Ein Buch funktioniert anders als ein Tagebuch. Schreibe auf ein Ziel los, das du kennst.


3. Ich schreibe nicht von Anfang bis zum Ende, ich schreibe immer das, was mir gerade am leichtesten fällt, egal, wo es dann im Buch steht.


Wer ist gefährdet? Alle, die es sich vermeintlich leichter machen wollen.

Sich in seinem Manuskript nicht der Reihe nach vom ersten bis zum letzten Satz durchzuarbeiten, ist keine Arbeitserleichterung, es sind Stolpersteine, die du dir selbst zwischen die Zeilen legst. Es gibt wenige Buchstrukturen, die solche Rösselsprünge vertragen.


Warum funktioniert das nicht? Weil es dafür so viele Gründe wie Buchstaben in deinem Manuskript gibt.

Weil du dich in der Chronologie der Ereignisse nicht mehr auskennst; weil du die Häppchen, die die Leser in deiner Geschichte halten sollen, nicht richtig verteilst; weil du deinen Sound, der bei jedem deiner Bücher etwas anders ist, nicht entwickelst, sondern in ihm herumhüpfst; weil du manche Dinge zu spät erklärst und andere zu früh verrätst; weil du dich irgendwann selbst nicht mehr auskennst, was du schon erwähnt hast und was nicht, und dadurch Doubletten produzierst; weil Dramaturgie und Spannung aufgebaut werden müssen und sich später eingefügte Teile auch genauso lesen: im Nachhinein hineingezwickt. weil, weil weil. Und vor allem, weil du dein Buch eben nicht schreibst.

Also: Bleib bei der guten, alten Methode: Wort für Wort, Satz für Satz, Kapitel für Kapitel.


4. Ich überarbeite jede Seite, die ich schreibe, sofort.


Wer ist gefährdet? Alle, die lieber tüfteln, als in den Flow zu kommen.

Der Schreibflow ist vergleichbar mit dem Runner‘s High beim Laufen. Es ist großartig, wenn man ihn erreicht, weil dann Kreativität und Mechanik im Gleichklang sind. Dieser Zustand ist immer ein Geschenk und hält nie ewig an. Ständiges Redigieren verschreckt ihn ganz.


Warum kommst du so nicht weiter? Weil du damit die Handlung nicht vorantreibst und dein Manuskript zu Tode redigierst, bevor es auch nur annähernd fertig ist.

Es gibt Tage, an denen das Schreiben nicht so fließt, wie du willst. Diese Tage sind perfekt für Überarbeitungen zwischendurch. An den Tagen, an denen sich dein weißes Blatt mit Buchstaben füllt, lass die Finger von dem Text, den du gestern geschrieben hast, sonst kann es dir verdammt leicht passiert, dass du dein Buch nie schreibst.

Also: Stell den Flow vor die Perfektion.


5. Ich zeige jedes Kapitel gleich meinen Freunden, damit ich mich sicherer fühle.


Wer ist gefährdet? Alle, die Freunde haben, die gern überall mitreden.

Es ist wunderbar, wenn du einen Freundeskreis hast, der sich für dein Buch interessiert. Und wenn jemand darunter ist, der auch ein Buch schreibt und deine Probleme daher im Prinzip kennt, ist es toll, wenn du dort Rat suchen kannst. Alle anderen sind keine guten Ratgeber.


Warum sie dir nicht helfen können? Weil sie dich erst recht verunsichern.

Ein Buch zu schreiben fußt auf einem Handwerk. Redet jemand drein, der es nicht kennt, sind nicht nur die Ratschläge nicht zielführend, sie werden dich verwirren.

Ab und zu kann es helfen, wenn du jemanden fragst, wie deine Helden aus einer brenzligen Situation herauskommen könnte. Punktweise kann Hilfe helfen; auf die Gesamtheit des Buches bezogen sind Laien eher hinderlich. Irgendwann stehst du da mit lauter anderen Meinungen, weißt nicht mehr, was du selbst willst, verlierst das Vertrauen in dich und schreibst dein Buch eben nicht.

Also: Du schreibst dein Buch nicht für deinen Freundeskreis. Die Menschen um dich herum können dich motivieren, aber sie sollen dich nicht beeinflussen.


Und damit du es noch einmal auf einen Blick hast, wie du die fünf Mythen umgehst:

  • Überlege, bevor du zu schreiben beginnst, für ein Buch ist viel Vorarbeit zu leisten.

  • Lass deine Geschichte nicht vom Zufall schreiben, er ist kein guter Schriftsteller.

  • Schreibe dein Buch von der ersten Seite bis zur letzten, so wird’s ja auch gelesen.

  • Nimm die Hürden, wann immer sie auftauchen, sie werden sonst nur höher.

  • Schreib dich in den Flow, Feinschliff ist ein eigener Durchgang, und zwar der letzte.


Wir wünschen dir viel Erfolg,

dein ICHSCHREIBE-Team



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