Angst ist kein guter Coach. Auf keinem Gebiet, aber schon gar nicht beim Buchschreiben. Angst vertreibt die Gedanken ebenso wie die Buchstaben. Angst ist Stillstand, und das heißt bei einem Buch: Murmeltiertag lange vor Seite 1. In der Früh hinsetzen, keinen Gedanken zu fassen bekommen. In der Früh hinsetzen, keinen Gedanken zu fassen bekommen. In der Früh hinsetzen, keinen Gedan …
Wir reden hier nicht von der Schreibblockade, das ist noch einmal ein ganz anderes Kaliber. Wir reden von der Buchblockade. Der Angst, die lange vor der Schreibblockade beginnt. Sie ist eine teuflische Dreifaltigkeit aus drei Hauptängsten:
Ich brauche gar nicht erst anzufangen.
Ich kann es nicht.
Es wird sich niemand dafür interessieren.
Diese drei Sätze sind die tödlichsten Pfeile der Angst. Sie killen alles, jede aufkeimende Hoffnung, man könnte doch einmal sein eigenes Buch in der Hand halten, ist, kaum aufgekeimt, auch schon erledigt. Die ganze schöne Vorstellung, die dich vielleicht schon über Jahre begleitet beim Teufel. Keine 200, 300 Seiten mit deinem Namen drauf frisch aus der Druckerei. Keine Geschichte aus dem Epizentrum deiner Fantasie zwischen zwei Buchdeckeln. Du stehst weiterhin da mit leeren Händen und vollem Hirn.
Aber das ist noch nicht alles. Denn auch die Angst hat Angst.
Interessant nicht?
Das große Schreckgespenst scheppert selber und traut sich nicht ganz über den Weg. Womöglich kommt sie mit ihren drei großen Argumenten nicht durch, denkt sie und sucht sich Hilfe, die feige Nuss. Leider gelingt ihr das auch noch wunderbar, sie braucht nur zu pfeifen und es tanzen sämtliche Gestalten an, die ähnlich ticken wie sie. Kein Wunder, sind alle aus derselben Sippschaft, die gesamte Riege ihrer kleinen Geschwister aus der Familie der Zweifel. Und schon liegen nicht nur drei fette Pfeile in der Armbrust, die darauf warten, deinen Traum vom eigenen Buch abzuschießen. Sondern außerdem noch ein ganzer Haufen kleiner Stichlinge. Der ganze Köcher quillt über von ihnen.
Noch dazu ist sie von einer recht aufgeräumten Natur, die Angst. Ziemlich organisiert, was sie erst recht unsympathisch macht. Denn sie schickt ihre Gehilfen nicht unkoordiniert in die Presche. Sie sucht sie gut aus, teilt sie in hinterhältiger Präzision in die Köcher ihrer drei Hauptbomber und fetzt sie dann gezielt auf dich ab.
Angst Nummer Eins : Ich brauch gar nicht anzufangen
Kaum hat dich die Angst mit dem Gedankenblitz Ich-brauche-gar-nicht-erst-anzufangen getroffen, kommen schon die Stichlinge hinterher:
Ich habe ohnehin keine gute Idee für mein Buch. Wenn ich es recht überlege, ist sie sogar richtig banal, könnte von meinem kleinen Bruder sein. Und ich bin auch nicht die erste, die sich das einfallen hat lassen. Ich habe schon eine Menge Bücher auf dem Markt gesehen, die sich genau damit beschäftigen, nein, die Idee ist wirklich schlecht.
Ich brenne einfach nicht für ein Thema. Man sagt doch immer, dass man Feuer und Flamme sein soll für seine Geschichte. Aber wenn ich so wirklich in mich hineinspüre, brennt da gar nichts. Nicht einmal ein bisschen Glut ist übrig von dem, was mich bis jetzt so fasziniert hat. Was habe ich mir nur dabei gedacht, daraus ein Buch machen zu wollen?
Ich wollte nie Schriftsteller oder Schriftstellerin werden. Ja, bin ich denn wahnsinnig, dass ich mich in eine Reihe stellen möchte mit einer Juli Zeh, einem Bernd Aichner, einer Ingeborg Bachmann, einem Jonathan Franzen, einer Agatha Christie, einem Henry Miller? Denen kann ich nicht das Wasser reichen, ach was, denen kann ich nicht einmal das Glas fürs Wasser reichen.
Ich habe nicht schon als Kind Geschichten geschrieben. Ich war ein ganz normales Kind, kein Gedanke an Bücher. Meine Mutter wollte immer, dass ich lese, lese, lese. Ist ihr nur nie gelungen. Und jetzt bilde ich mir ein, meinen Namen auf einem Buchcover sehen zu wollen?
Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll. Und selbst wenn mir das einmal klar wäre, wüsste ich nicht, wie ich weitermachen sollte. Unlängst habe ich wieder ein Interview mit einer Autorin gelesen, die von ihren Figuren spricht, als wären das echte Menschen, die sie bis unter die Haarwurzeln kennt. Figuren müssen eine Seele haben, sagte sie, sonst ist das Buch nur Papier.
Es ist ja nur ein Traum. Nein, es geht einfach nicht. Ich trau mir das nicht zu. Ich habe mir das viel zu leicht vorgestellt. Eigentlich bin ich ganz glücklich so, wie alles ist. Ja, schon, es war ein Traum von mir. Aber ich habe auch genug andere Träume, die sich nicht verwirklichen lassen. Geht die Welt auch nicht unter davon.
Angst Nummer Zwei: Ich kann es nicht
Bingo. Zweifel gesät. Lauter kleine Stiche, die tief unter die Haut gehen. Da brauchst du schon ein paar Tage, bis du dich davon erholst. Neuen Mut fasst, weil Träume eben schon etwas Wichtiges sind im Leben eines Menschen. So etwas gibt man nicht kampflos auf. Ohne Gegenwehr. Also raffst du dich auf und nimmst einen weiteren Anlauf in Richtung deines eigenen Buches.
Aber die Angst liegt auch nicht auf der faulen Haut. »Runde zwei!«, brüllt sie in die Landschaft, in der ihre Armee der Buchkiller auf ihre Befehle wartet. »Auf geht’s!« Und prompt setzt sich das zweite Regiment in Bewegung. Die Abteilung Ich-kann-es-nicht:
Ich bin ein Neuling. Was weiß ich schon von Büchern. Ich lese sie und weiß nur, ob sie mir gefallen haben oder nicht. Aber weder das eine noch das anderen könnte ich begründen. Ich bin nicht fähig, zu analysieren, was gut ist und was nicht. Und da will ich mich selbst hinsetzen und die Tastatur malträtieren?
Ich bin nicht gut in Sachen Struktur. Wenn ich das Wort nur höre! Ich bin kein sehr strukturierter Menschen, man braucht sich nur die Ordnung in meinem Computer anzuschauen. Ich kann vielleicht ganz gut vor mich hinfantasieren, aber das in eine spannende Form zu bringen, na, ich weiß nicht.
Es wird sich keiner auskennen. So wird’s sein. Ich werde im letzten Kapitel das schreiben, was meine Leser im ersten bräuchten. Allzu logisches Denken liegt mir nicht, beim Schachspielen bin ich ja auch nie über die Eröffnung hinausgekommen.
Ich habe keinen spannenden Inhalt. Bitte, meine Idee ist vielleicht doch nicht so schlecht, wie ich vorhin noch dachte. Aber was dann? So ein Buch hat ja mehr als zwanzig Seiten. Ganz im Gegensatz zu meinem Plot. Auf Seite 21 ist die Spannung dahin. Und von dort weg ist die Geschichte urfad.
Ich habe keinen eigenen Stil. Ich kann ganz gut Briefe schreiben, das schon. Und das tu ich auch gern, ein Brief ist so etwas anderes als eine Mail. Und meine Freunde sagen mir immer wieder, dass sie sie alle aufgehoben haben. Aber hey, ein Brief. Ist wohl ein bisschen was anderes als ein ganzes Buch.
Angst Nummer Drei: Es wird sich niemand dafür interessieren
Genau ins Schwarze. Die Angst reibt sich die Hände. Jetzt nur nicht nachlassen. Die kleine Pause, in der du dich nach dem ersten Angriff erholt hast, hat ihr gereicht. Regiment drei schickt sie deshalb sofort hinterher, Abteilung Es-wird-sich-niemand-dafür-interessieren:
Es wird keiner lesen wollen. Wenn interessieren schon meine Gedanken? Meine Schlussfolgerungen? Meine Ratschläge? Gar nicht zu reden von meiner Fantasie. Jeder Mensch hat Fantasie, aber nicht alle sind so rasend drauf aus, dass die ganze Welt sie schwarz auf weiß lesen können muss.
Es kommen so viele Bücher auf den Markt, warum soll man meines lesen? Ja, ich frag mich. Warum? Ich bin weder außergewöhnlich noch schillernd. Schon gar nicht verrückt. Ich habe kein nennenswertes Narrativ, das soll ja heute so wichtig sein. Unlängst habe ich gehört, wie viele Bücher jedes Jahr erscheinen, was für ein Glück, dass ich es mir nicht gemerkt habe.
Wieso sollte jemand für meine Gedanken zahlen? Das ist überhaupt das Unmöglichste. Dass ausgerechnet meine Gedanken für andere etwas wert sein sollen. Mir sind sie was wert, das schon. Aber dass jemand dafür Geld ausgibt? Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Es werden sowieso nur Bücher von Autoren mit großen Namen gelesen. Ja, genau. Die, die schon Millionen Exemplare verkauft haben, verkaufen immer noch mehr. Dagegen kommt ja niemand an. Echt jetzt. Ich lass es einfach.
Yess!!!!
Die Angst hat gesiegt.
Und das willst du zulassen?
Das muss nämlich nicht sein. Es gibt ein paar Dinge, die die Angst überhaupt nicht leiden kann. Und da können ihr ihre Stichlingstruppen auch nicht helfen.
Mach einen Reality-Check.
Frag dich: Was ist das Schlimmste, was mir passieren kann?
Nutze die Macht des Change.
Frag dich: Wie kann ich die Angst in Mut umwandeln?
Hol dir Hilfe von der Community.
Frag dich: Wer kann mir helfen, ein Buch zu schreiben?
Halte dich an die Devise: Don’t think, just do.
Frag dich: Will ich mir die Angst herdenken oder sie vertreiben, in dem ich handle?
Verlasse dich auf das Prinzip Success.
Frag dich: Wer ist der erfolgreichste Gegenspieler der Angst?
Wir kennen sie alle, diese Angst. Sie gehört zum Schreiben dazu, mitunter ist sie nämlich auch ganz nützlich und hält uns von allzu großem Unsinn ab. Die allerwichtigste Frage aber ist: Was wäre, wenn du die Angst nicht überwindest?
Antwort: Du wirst dich erst recht als Versager fühlen.
Die Angst zu formulieren, nimmt ihr viel von ihrem Schrecken. Dass wirst du in Tausenden Lebenshilfetexten schon gelesen haben, was allerdings nicht verhindert, dass was Wahres dran ist. Die Schreckgespenster zu formulieren, haben wir nun gemeinsam erledigt. Wenn du willst, kannst du deine Ängste noch präzisieren. Aber dann ist es auch genug mit der Aufmerksamkeit, die du ihnen zukommen lassen solltest. Deshalb haben wir jetzt noch ein paar Anregungen für dich, wie du dich gegen die Angst beim Buchschreiben behaupten kannst.
Unsere Tipps:
Begegne deiner Angst mit starken Worten.
Du glaubst, ich kann das nicht?
Ich werd’s dir schon zeigen.
Du sagst mir, dass ich kein Buch schreiben kann?
Ich habe die Chance, es zu lernen.
Du sagst mir, ich bin zu klein für so eine Aufgabe?
Ich wachse mit ihr.
Und:
Vergleiche dich nie mit anderen. Aber schau dir an, was sie tun und erkenne, was daran für sie, aber nicht für dich passt.
Sei, wie du bist; bleib, wie du bist. Verstell dich nicht, verbieg dich nicht, schäm dich nicht für dich. Authentizität ist das Fundament des Erfolges.
Vertraue auf dich. Niemand sonst auf der Welt ist wie du.
Verliebe dich immer wieder aufs Neue in deinen Traum. Träume zu haben, ist das, was deinen Menschen antreibt. Träume zu verfolgen ist das, was einen Menschen glücklich macht. Träume zu verwirklichen ist das, was einen Menschen ausmacht.
Wir wünschen dir viel Erfolg,
dein ICHSCHREIBE-Team
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