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Die falschesten Superlative


 

Mega uncool und super peinlich. Die höchste Steigerungsstufe des Übertriebensten.


Übertreiben gehört zum gutesten Ton. Wer da nicht weitestgehendst mitspielt, ist am wegsten vom Fenster, so viel ist einmal am sichersten. Wer auftrumpft, ist am obensten auf, wer nicht alle anderen übertrifft, am untersten durch.

Mega Ansage, oder? Super am Punkt, nicht?

Du kennst sie sicher, diese bestangezogendsten Frauen. Oft gehören sie auch noch zu den höchstverdienendsten und tragen Handtaschen, die als die meistverkauftesten gelten.

Hyper nervig, ha?


Man trifft sie in Frauenmagazinen, man hört von ihnen im Radio, man sieht sie im Fernsehen. Nicht am seltendsten sind es nun auch schon Journalisten, die es eigentlich am bessersten wissen müssen: Diese Superlative sind in keinster Weise richtig.

Ultra wichtig, das zu ändern, findest du nicht auch?

Na dann.

Nur zu.

Aber wie?


Superlative sind Worte, die schreien.

Philosophisch betrachtet, gibt es sie deshalb, weil der Mensch offenbar den Hals nicht vollkriegt. Immer muss es noch mehr sein, und das Besteste ist nie gut genug.

Menschlich betrachtet, ist man ein Niemand, wenn man da nicht mitmacht. Man wird übertönt, man wird nicht gehört. Man ist tot. Toter als tot. Am totesten.

Grammatikalisch betrachtet, sind Superlative die höchste Steigerung. Bloß können das viele nicht glauben und beten das übertrieben Falsche nach.


Aber auch wenn du es noch so oft liest und hörst, richtiger wird es dadurch nicht.

Es heißt nicht bestangezogendste, sondern bestangezogene.

Es heißt nicht höchstverdienendste, sondern höchstverdienende.

Es heißt nicht meistverkaufteste, sondern meistverkaufte.


Best, höchst oder meist sind Superlative. Noch besser als am besten, noch höher als am höchsten und noch öfter als am öftesten geht einfach nicht. Auch in der Gegenrichtung funktioniert das Aufbauschen nicht. Weniger als kein ist auch nur gar nichts. Dabei gibt es nicht die einzigste Ausnahme.



Wie schön ist es, wenn ein Text einmal am Boden bleibt. Wenn einfach nur gesagt wird, was Sache ist. Wenn dir nicht eingeredet, sondern bloß etwas erzählt wird.

Unaufgeregt.

Nicht hysterisch.

Gelassen.


Unser Tipp also:

Versuche nie, ur super zu schreiben, sondern so, dass man dich sehr gerne liest.

Versuche nie, megacool rüberzukommen, sondern mit Understatement.

Understatement ist, tja, es ist einfach das Beste.

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